Ein Appell für mehr Menschlichkeit

Wir sind zur Zeit in Berlin auf Kursfahrt. Nach einem Theaterstück standen wir noch ein bisschen draußen rum.

Ein Mann mit Migrationshintergrund kam auf mich zu und lallte irgendwas vor sich hin. Er hatte Spucke im Bart und seine Hand zitterte als er sie bettelnd zu mir aushielt. Ich gab ihm eine Handvoll Nüsse, die ich gerade essen wollte, weil ich dachte, dass er vielleicht Essen wollte. Doch er warf sie zu Boden und sagte irgendwas etwas aufgebracht. Er wollte vermutlich Geld. Ich sagte ihm, dass ich ihm kein Geld geben werde. Und er fing an mich anzuschreien und zu belästigen, aber ich sagte nichts weiter. Dann fing er an sich zu entfernen dabei Spuckte er nochmal in meine Richtung. Ich konnte noch zur Seite weichen. Nun torkelte er durch die Masse an Schülerinnen und lallte sie auch voll. Manche fingen an zu lachen, andere schauten angeekelt und manche provozierten ihn. Er schrie sie an und irgendein halbstarkes maskulinen Arschloch ließ sich von seinen Freunden zurückhalten, dass er nicht handgreiflich werde. Eine Frau, die den Mann offensichtlich kannte, versuchte ihn zu beruhigen und gab ihm eine Zigarette. Dann führte sie ihn ruhig vom Platz.

Ich stand da und fühlte mich so schlecht. Wie asozial können Menschen eigentlich sein? Dieser Mann hat bestimmt viele Fehler in seinem Leben gemacht, aber das er in dieser Situation ist, ist nicht nur seine Schuld. Und sogar wenn. Ihn auszulachen und als komische Attraktion, über die man sich dann später lustig machen kann, zu behandeln finde ich so widerwärtig! Und irgendwelche Idioten (ja, es sind meistens Männer), die dann provozieren, um ihren Mitmenschen zu zeigen wie cool sie doch sind, sind wirklich die allerletzten Vollpfosten.

Danach bin ich erstmal eine Runde spazieren gegangen und habe geweint. Der Mann tat mir so Leid. Er ist in einer miesen Situation und er wird wahrscheinlich den Rest seines Lebens so verbringen. Auf Drogen. Von niemenschen ernst genommen. Als minderwertiger Mensch und kein volles Mitglied unserer Gesellschaft gesehen. Und ich kann nichts dagegen machen. Und die, die was dagegen machen könnten sehen nur den "blöden Penner", der sein Geld versäuft und nichts im Griff hat. Eher eine amüsante, abartige und morbide Attraktion, als ein Mensch.

Ich war dann erstmal eine Stunde lang deprimiert. Das einzige was mir half, waren Freunde und Musik zu hören. 2018 von KAFVKA.

Wir brauchen Solidarität. Wir brauchen Menschlichkeit. Bildet Banden um euch zu schützen. Seid keine Arschlöcher. Und habt Mitleid mit der Person an der Ecke oder am Bahnhof. Sie sind Menschen wie wir alle, die es genauso sehr verdient haben wie solche behandelt zu werden, wie du und ich.

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